Im Februar 1996 erschien in Kiel die erste Ausgabe des Staßenmagazins HEMPELS. Einige Wohnungslose, die ich fast alle kannte, trafen auf Jürgen Knutzen und Jo Tein, beide Mitarbeiter der Tageswohnung der Evangelischen Stadtmission. Sie hatten die Idee, das Sraßenmagazin das es auch schon in anderen Städten gab, auch in Kiel erscheinen zu lassen.
Mein Name ist Hans-Georg Johnsen und ich bin 1948 im Kreis Storman geboren. Nach meiner landwirtschaftlichen Ausbildung habe ich so einiges ausprobiert. Ich war Kellner im Starpalast Kiel, Türsteher in Damp 2000, Hausdiener in Dahme im Hamburger Hof, Arbeitsverteiler und Krahnführer auf der M.A.K in Friedrichsort und sogar Gemeindemitarbeiter in Laboe - um nur einiges zu nennen. Heute versuche ich schöne bunte Bilder zu malen und schreibe Gedichte, die auch schon in vielen HEMPELS-Ausgaben veröffentlicht wurden. So erschien im Februar 1996 die erste Ausgabe, welche noch mit der Hand gedruckt wurde - es machte einen höllischen Lärm beim Drucken. Ich hatte auch gerade keine Arbeit, die Zeitung war neu, und so versuchte ich mir etwas Geld mit dem Verkauf der Zeitung dazu zu verdienen.
Heute, 14 Jahre später, verkaufe ich immer noch dann und wann das Straßenmagazin, um überhaupt noch am Leben teilnehmen zu können. Mal ins Kino gehen, oder auch mal etwas leckeres Essen, um mal in eine andere Stadt zu fahren zu können, mal raus aus Kiel. Um in Urlaub zu fahren reicht das Geld eh nicht, oder mal Freunde einzuladen, und für sie etwas vorzubereiten, mal eine Kulturelle Veranstaltung besuchen zu können, dazu reicht das Geld doch schon lange nicht mehr vom Amt. Die Wirtschafts- und Bankenkrise, auch der Euro haben dazu beigetragen, dass alle weniger haben, und immer vom Sparen die Rede ist, doch wir Arbeitslosen können nichts einsparen, die Meisten haben auch schon irgendwo Schulden, die Sie abbezahlen müssen. Es reicht hinten und vorne nicht, wie man so schön sagt.
Die Zahl der Hilfebedürftigen ist groß! Und auch die Finanzierung der Aufrechterhaltung des Sozialstaats wird weiterhin eine große zentrale Aufgabe für die Regierenden darstellen. Daher verkaufe ich das Straßenmagazin und an manchen Tagen bringt es mir auch richtig Laune. Ich verkaufe in der Holstenstraße wo fast immer etwas los ist, weil man mich dort auch schon kennt. Viele Einwohner der Stadt kennen unsere Zeitung und wissen auch worum es uns dabei geht.
Jeder, der arbeitslos ist, darf das Staßenmagazin verkaufen! Wir Verkäufer müssen die Zeitung auch kaufen, doch wir bezahlen nur die Hälfte und verkaufen sie für 1,80 € weiter. Ich verkaufe immer nur soviel und so lange, bis ich genug Geld für Zigaretten und Essen habe. Ich kenne viele Arbeitslose, die sich am Monatsende nur noch Dosen von Aldi leisten können oder zu Mutti, Oma, oder Tanten gehen um dort um Hilfe zu bitten, da sie sonst Kohldampf schieben müssten. Meine Eltern sind leider schon verstorben. Ich habe zwar noch fünf Schwestern von denen ist leider keine Hilfe zu erwarten, obwohl es ihnen sehr gut geht. Sie sind alle verheiratet und werden gut versorgt!
Wir sind in den Jahren eine richtige HEMPELS-Familie geworden, und treffen und sehen uns oft, beim Kauf der Zeitung im "Sofa" oder beim Frühstück im ersten Stock. Es gibt Brötchen, Brot, einen Becher Kaffee, Wurst- , Käse- und Marmelade, alles nur für einen Euro. Wir helfen uns auch, wenn einer mal kein Geld am Monatsende hat, um frühstücken zu können.
Ich wünsche den Lesern alles Liebe und Gesundheit.
Fotos: KIELISREAL
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